Pink Apple im Xenix – Jubiläumsreihe

2017 feiert Pink Apple sein 20-jähriges Bestehen

In Zusammenarbeit mit dem Xenix machen wir einen Abstecher in die Vergangenheit schwullesbischer Filmgeschichte: Während der nächsten elf Monate heisst es jeweils am letzten Donnerstag des Monats «Pink Apple im Xenix». An diesen Abenden nehmen wir euch mit je zwei Filmen auf eine Reise durch die Filmgeschichte mit. 1995 realisierten die US-Regisseure Rob Epstein und Jeffrey Friedman «The Celluloid Closet», basierend auf dem Buch von Vito Russo. «Pink Apple im Xenix» zeigt Titel daraus und veranschaulicht so die Geschichte der filmischen Darstellung von Homosexualität – von den Anfängen bis in die 90er-Jahre.

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Programmübersicht der vergangenen Vorstellungen

26.05.2016

The Celluloid Closet

The Celluloid Closet

Rob Epstein / Jeffrey Friedman, USA 1995; 107' E/d

A Florida Enchantment

A Florida Enchantment
Sidney Drew, USA 1914; 63' stumm

30.06.2016

Rope

Rope

Alfred Hitchcock, USA 1948; 80' E/df

Mädchen in Uniform

Mädchen in Uniform

Leontine Sagan, D 1931; 88' D

«Pink Apple im Xenix» Juli

Unsere Zeitreise durch die Filmgeschichte präsentiert für die 30er-Jahre den Film «Queen Christina» mit Greta Garbo. Filmproduzent Irving Thalberg war von der Umsetzung des Themas weiblicher Zuneigung im deutschen Film «Mädchen in Uniform» so angetan, dass er in eine entsprechend subtile Darstellung der Geschichte um die schwedische Königin Christine, die im 17. Jahrhundert lebte, einwilligte. Irving war auch einer der wenigen in Hollywood, die von den lesbischen Neigungen Garbos wusste. Die junge Monarchin darf im Film aber nur gerade zu Beginn ihren lesbischen Gefühlen Ausdruck geben, um anschliessend wieder auf den Weg der Heteronormativität einzuschwenken. Wie sehr sich der Einfluss der Moralwächter in den USA in den 50er-Jahren niederschlug, ist im Film «Suddenly Last Summer» von Joseph L. Mankiewicz zu sehen. Stand im Bühnenstück von Tennessee Williams, der als Grundlage des Films diente, die Homosexualität des Sohnes der reichen Violet Venable im Zentrum des Plots, fallen im Film alle direkten Hinweise auf seine Homosexualität der Zensur zum Opfer.

28.07.2016

Rope

Queen Christina
Rouben Mamoulian, USA 1933; 97’ E/df

Rope

Suddenly, Last Summer
Joseph L. Mankiewicz, USA 1959; 114’ E/d

«Pink Apple im Xenix» August

Die Anfänge der 1960-Jahre im englisch-sprachigen Kino bringen eine erste Veränderung im Umgang zur filmischen Auseinandersetzung mit Homosexualität. Erstmals schafften Filme die Zensurbestimmungen zu überwinden, die homosexuelle Charaktere und die damit verbundenen gesellschaftlichen Probleme zeigten – wenn auch zum Nachteil der lesbischen und schwulen Figuren. War Homosexualität in den USA zwar keine Straftat mehr, so wurde sie in Grossbritannien erst 1967 straffrei. «Victim» (Grossbritannien) und «The Children’s Hours» (USA) von 1961 gehen unterschiedlich mit dem Thema um, doch ist beiden gemein, dass am Ende die homosexuelle Figur nicht überlebt bzw. es ihr nicht ermöglicht wird, homosexuell zu l(i)eben. «The Children’s Hour» basiert auf dem gleichnamigen Bühnenstück von Lilian Florence Hellman, das 1934 am Broadway uraufgeführt und 691 Mal en suite gespielt wurde. Die filmische Story wurde allerdings aufgrund der immer noch rigiden Zensurvorschriften massiv geändert. So wurde etwa das kontroverse zentrale Thema in eine heterosexuelle Dreiecksgeschichte umgewandelt. Nahezu 30 Jahre nach der Uraufführung des Bühnenstückes war das Aufzeigen von lesbischer Liebe offenbar provokant genug, um noch immer keine explizite Erwähnung finden zu können. «Victim» allerdings ist der erste englisch-sprachige Film, der das Wort«homosexual» verwendet und thematisiert. Es ist auch bemerkenswert für «Victim», dass die Hauptrolle des Schwulen Melville Farr vom damals populärsten englischen Schauspieler Dirk Bogarde verkörpert wurde, der offensichtlich keine Hemmung hatte, diese Rolle anzunehmen.

25.08.2016

Victim

Victim
Basil Dearden, GB 1961; 100' E/e

Children's Hour

Children's Hour
William Wyler, USA 1961; 107' E/e

«Pink Apple im Xenix» September

Nachdem die 1968er-Bewegung in der westlichen Welt die gesellschaftlichen Zwänge und Normen hinterfragte und sexuelle Befreiung und Selbstbestimmung für alle forderte, begannen auch mutige Gay-Aktivisten und Aktivistinnen – nicht zuletzt im Gefolge von Stonewall – lautstark ihre Rechte einzufordern. «Gay is good» war ein immer wieder zu vernehmendes Statement, das vor allem die frühen «Gay Activist»-Filme der 1970er-Jahre in den USA zu vermitteln versuchten. In jenen turbulenten Zeiten entstanden jedoch auch einige (US-)Spielfilme, welche Homosexuelle als Gefahr für die gesellschaftliche Ordnung an den Pranger stellten. Dazu gehören Titel wie «The Killing of Sister George», in dem eine ältere, burschikose «George» ihre wesentlich jüngere Liebhaberin drangsaliert und im Lauf des Films zunehmend lächerlich gemacht wird. In «Cruising» wiederum terrorisiert ein mutmasslich schwuler Serienmörder die New Yorker Schwulenszene. Die äusserst kontrovers diskutierten Filme, die in der homosexuellen Community für Protestveranstaltungen sorgten, wurden von so namhaften Regisseuren wir Robert Aldrich («What Ever Happened to Baby Jane») und William Friedkin («The Exorcist») realisiert.
Andreas Bühlmann & Natalie Eberle

29.09.2016

Sister George

The Killing of Sister George
Robert Aldrich, USA 1968; 138' E/e

Cruising

Cruising
William Friedkin, USA 1980; 102' E/d

27.10.2016

Sunday Bloody Sunday

Sunday, Bloody Sunday
John Schlesinger, GB 1971; 110' E

Personal Best

Personal Best
Robert Towne, USA 1981/82; 124' E

«Pink Apple im Xenix» November

Die Zeiten, in denen homosexuelle Figuren im Film nur negativ besetzt oder in Nebenrollen erscheinen, ändern sich mit dem Aufkommen des Gay Liberation Movements Ende der Sechzigerjahre, wenn auch vorerst nur für schwule Figuren. «The Boys in the Band» porträtiert eine Gruppe schwuler Männer und zeigt ein sexuell unbekümmertes Leben vor dem Ausbruch von AIDS im Big Apple. Die lesbischen Zuschauerinnen mussten allerding noch rund fünfzehn Jahre warten, bis sie erstmals einer positiv konnotierten lesbischen Liebesgeschichte in einem US-Mainstreamfilm beiwohnen konnten. Mit dem Jahr 1970 beginnt folglich auch für die Reihe «Pink Apple im Xenix» der Übergang zu Filmen mit positiveren und freundvolleren Figuren. Dieser inhaltliche Wandel hängt stark damit zusammen, dass die limitierenden Zensurbestimmungen in den USA ab Mitte der 1960er Jahre endlich gelockert wurden.

24.11.2016

Desert Hearts

Making Love
Arthur Hiller, USA 1981/82; 113' E/df

Boys in the Band

The Boys in the Band
William Friedkin, USA 1970; 118' E/e

«Pink Apple im Xenix» Dezember

In unseren beiden Dezember-Filmen stehen die Hauptfiguren – Zach ebenso wie Lianna – an einem Wendepunkt ihres Lebens: beide brechen aus ihren heterosexuellen Partnerschaften aus, um ihr Glück als Homosexuelle zu leben. Making Love und Lianna zeichnen sich dadurch aus, dass sie thematisieren, wie sich sowohl die Protagonisten mit der für sie neu entdeckten eigenen Homosexualität auseinandersetzen müssen als auch ihr näheres Umfeld. Beide Titel gehören zu einer kleinen Reihe von Filmen, die Anfang der Achtzigerjahre in Hollywood entstanden und Homosexualität positiv konnotierten – wie etwa der in der Jubiläumsreihe bereits gezeigte Personal Best oder auch Partners sowie das Remake der Verwechslungskomödie Victor Victoria von.
Andreas Bühlmann, Natalie Eberle

29.12.2016

Making Love

Making Love

Arthur Hiller, USA 1981/82; 113' E/df

Lianna

Lianna

John Sayles, USA 1982/83; 110' E/e

26.01.2017

Fried Green Tomatoes, Pink Apple im Xenix

Fried Green Tomatoes

Jon Avnet, USA 1991; 130' E/d

Torch Song Trilogy, Pink Apple im Xenix

Torch Song Trilogy

Paul Bogart, USA 1988; 129' E/d

23.02.2017

The Hours and Times, Pink Apple im Xenix

The Hours and Times

Christopher Münch, USA 1991; 57' E/d

Orlando, Pink Apple im Xenix

Orlando

Sally Potter, GB/RU/F/I/NL 1992; 94' E/df

«Pink Apple im Xenix» März

Diesen Monat, vier Wochen vor dem Zwanzig-Jahr-Jubiläum des Pink Apple Film Festival, endet die Jahresreihe «Pink Apple im Xenix». Den krönenden Abschluss dieser filmhistorischen Auseinandersetzung mit der Repräsentation homosexueller Figuren im Mainstream- und Arthousekino bis Mitte der Neunzigerjahre machen zwei Klassiker: GO FISH von Rose Troche und THE ADVENTURES 
OF PRISCILLA, QUEEN OF THE DESERT von Stephan Elliott. Beide Filme bestechen durch einen selbstreflexiven Humor und eine selbstverständliche Auseinandersetzung mit der Homosexualität ihrer Figuren. Für die queere Community begann in den Neunzigerjahren erstmals eine Dekade, in der Filme auf die Leinwände dieser Welt projiziert wurden, welche einen hohen Grad an queerer Wiedererkennung und positiv konnotierter Figuren mit sich brachten. Auf solche Filme musste die Community jahrzehntelang warten. Mit dem erhöhten Aufkommen von Queer-Cinema-Filmen und dem Bestreben nach gesellschaftlicher Gleichstellung war es folglich nur noch eine Frage der Zeit, bis spezialisierte Festivals dem Reichtum und der kulturellen Vielfalt dieser Filme – auch im Sinne von Bewusstseins- und Aufklärungsarbeit in der heterosexuell geprägten Gesellschaft – eine entsprechende Plattform geben wollten. Am 26. April 2017 wird die 20. Ausgabe des Pink Apple Filmfestival in Zürich eröffnet.
(Andreas Bühlmann, Natalie Eberle)

23.03.2017

The Adventures of Priscilla, Queen of the Desert, Pink Apple im Xenix

The Adventures of Priscilla, Queen of the Desert
Stephan Elliott, AU 1994; 104' E/d

Go Fish, Pink Apple im Xenix

Go Fish
Rose Troche, USA 1994; 83' E

Die Programmübersicht ist auch hier als Flyer erhältlich.